Gespenstergeschichte von Axel Rühe mit Illustrationen von Axel Scheffler erschienen im dtv, 2018
Gruselfreie Gespenstergeschichte
Diese Gespenstergeschichte hat alles, was Lesebengel für ihr Lesevergnügen brauchen: geheime Freundschaft, Gegenspieler, Verbündete, Spannung und frechen Humor. Große (Vor-)Lesefreude für sämtliche Altersgruppen.
Ein Schlossgespenst im Haustürschloss
Paul kommt aus der Schule. Eine leere Wohnung und ein ebenso leerer Nachmittag liegen vor ihm. Doch als er den Haustürschlüssel ins Schloss steckt, ist nichts mehr so, wie es je war.
In dem alten Haustürschloss hat sich ein Gespenst eingenistet. Wo sollten Schlossgespenster auch sonst wohnen? Zippel, das kleine Gespenst, dass diese Welt erst noch kennenlernen muss, und Paul verbindet schnell eine enge Freundschaft.
Paul zeigt Zippel seine Wohnung, sein Spielzeug und, ganz wichtig, das Klo: „Ihr habt einen Wasserfall mitten in der Wohnung?“ (S.62). Zippel lernt, was essen ist und, dass Gespenster das offensichtlich nicht können. Eine der besten, vielleicht sogar die beste Szene des Buches: es wird beschrieben, wie das Essen einfach durch den Gespenster-Körper auf den Fußboden plumpst. Ein herrlich kindlich naiver Dialog um den Verbleib von Nahrung im Bauch entspannt sich. Und um das, was danach damit geschieht.
Zippel unterhält Paul mit lustigen Einfällen und vielen Reimen und hilft ihm sogar, Tim und Tom aus Pauls Klasse einen Denkzettel zu verpassen. Die beiden hatten es nämlich seit einiger Zeit mit fiesen Mobbing-Attacken auf Paul abgesehen.
Gemeinsam kommen die beiden Freunde sogar einem Geheimnis von Pauls Vater auf die Spur.
Zippel braucht ein neues Zuhause
Doch von Anfang an ist die Freundschaft in Gefahr, denn Pauls Eltern haben für Freitag den Hausmeister bestellt, der endlich das uralte Schloss auswechseln soll. Wo soll Zippel dann hin? Gemeinsam suchen die beiden nach einem Ausweg. Doch nicht einmal ein Familienausflug in ein richtiges, altes (aber, zu Zippels Missfallen, restauriertes) Schloss kann Abhilfe schaffen. Unerwartete Hilfe kommt schließlich von einer etwas schrulligen Nachbarin. Auf wunderbare Weise schließt sich ein Kreis und dem Happy End steht nichts mehr im Wege.
Die bewährten Illustrationen von Axel Scheffler stellen Szenen aus der Geschichte dar und helfen den jungen Zuhörern sich Zippel vorzustellen. Da das Buch über längere Strecken ohne Bilder auskommt und aufgrund der vielen Wortspiele, Reime und absichtlichen Versprecher ist das Buch vielleicht eher für Kinder im Grundschulalter geeignet. Wobei auch mein 5jähriger sich vor Lachen gekrümmt hat: „Vielleicht mal wann anders“, sagte Paul. „Wannandas, wannandas, pupsen die Pandas“, sagte Zippel. (S.44)
Gespenstergeschichte mit Tiefgang und Happy End
Durch den Handlungsstrang in der Schule wird das Thema Mobbing angesprochen. So entbehrt die Geschichte nicht eines gewissen Tiefganges. Auch wenn Paul und Zippel zu klären versuchen, was und wo die Seele eigentlich ist, kommt es zu tiefgründigen Gesprächen.
Das Buch ist prall gefüllt mit vielen Themen und Handlungen. Alex Rühe schafft es aber dennoch, dass es nicht überfrachtet wirkt und locker leichtes Lesevergnügen bleibt. Natürlich können die ernsten Themen dann nur angeschnitten werden. Aber als Gesprächsanlass mit den jungen Zuhörern dienen sie alle Mal: “Mama, warum ärgern die denn Paul immer?”
Wir haben diese etwas andere Gespenstergeschichte in kürzester Zeit dreimal gelesen und es hat auch mir jedes Mal wieder Freude gemacht.
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Da bekommt man doch Lust das Buch selber zu lesen. Wäre nicht wunderbar, wenn alle großen und kleinen Kinder ein Gespenst im Schlüsselloch hätten!!!!